Hallo Welt!
Wir sind´s, die Gender Studies. Die männerhassenden, hysterischen, in Asterisken und Unterstriche verliebten Schreihälse der lauten Minderheit aus der queeren Filterblase. Und wir haben die Homo-Lobby im Schlepptau.
Was wir wollen? Nun, das ist längst kein Geheimnis mehr, seit die AfD zusammen mit christlichen FundamentalistInnen und „besorgten Eltern“ unsere Pläne aufgedeckt haben. Deshalb wollen wir heute ganz offen mit euch sein. Wir wollen die Weltherrfrauschaft.
- Wir wollen eure Kinder in androgyne, pansexuelle Marionetten unseres Willens verwandeln.
- Wir wollen die heterosexuelle, monogame Kleinfamilie zerstören. Wir wollen sie nicht nur verbieten, nein. Wir wollen jeden Gedanken an sie aus euren Köpfen tilgen.
- Wir wollen die Hetero-Ehe abschaffen. Kinder können unserer Meinung nach nicht in einem Umfeld aufwachsen, das ihnen permanent ein solch unnatürliches Verhalten vorlebt. Kinder brauchen entweder zwei Mütter oder zwei Väter! Alles andere ist zu verwirrend für junge Menschen.
- Wir wollen jedes gesprochene, geschriebene, gedruckte, gesungene, gedachte Wort kontrollieren. Ihr sollt genau so sprechen und denken, wie wir es wollen. Dazu denken sich unsere studentischen Hilfskräfte in pausenlos arbeitenden ThinkTanks neue Begriffe aus, um euch zu verwirren und völlig willenlos zu machen. (Die sind übrigens die einzigen SHKs, welche nach dem neuen und bislang geheimen TVStud III beschäftigt werden.)
- Wir wollen das absolute Matriarchat! Wir wollen, dass Frauen uneingeschränkt über Männer herrschen, während gleichzeitig jede Form von Geschlecht abgeschafft ist. Männer sollen ihre sämtlichen Rechte verlieren, allen voran das Recht auf Lohnarbeit, Bier und Fußball. Diese unheilige Trias werden wir aufs entschlossenste bekämpfen.
… die Feuilletonist*innen der FAZ können sich an dieser Stelle den Speichel vom Kinn wischen und anfangen, ihren nächsten diffamierenden Kommentar über die Gender Studies zu schreiben. All jene, die sich dafür interessieren, was die Gender Studies für uns wirklich bedeuten, mögen gerne weiterlesen. Denn, oh Wunder, tatsächlich ist der obere Teil nicht unser Ernst, auch wenn er etwa der Darstellung der Gender Studies in einigen Medien entspricht.
Was aber bedeuten die Gender Studies für uns wirklich?
Gender Studies heißt für uns, die Gesellschaft kritisch auf Herrschaftsmechanismen zu untersuchen und diese zu kritisieren und abzubauen. Das heißt explizit eine einfache Einteilung in „gut und böse“ zu vermeiden. Wir verstehen, dass Menschen unterschiedlich positioniert sind, das heißt dass sie unterschiedliche Erfahrungen machen, je nachdem, wie sie von anderen wahrgenommen werden. Die gleiche Person kann dabei unterschiedliche Zuschreibungen und Identitäten in sich vereinen. So kann bspw. eine weiße Frau* auf Grund ihres Weißseins bestimmte Privilegien oder Vorteile haben, weil sie z.B. nicht durch racial profiling permanent von der Polizei kontrolliert und verdächtigt wird und nicht immer wieder gefragt wird, wo sie denn wirklich herkommt (und wann sie wieder dorthin zurück geht). Gleichzeitig kann sie als Frau* durch Sexismus diskriminiert werden, indem sie z.B. im Beruf trotz gleicher Qualifizierung wie männliche* Mitarbeiter für weniger kompetent gehalten wird und weniger Lohn für die gleiche Arbeit bekommt.
Es gibt für uns also keine einfachen Einteilungen von Personen in „nur privilegiert“ und „nur marginalisiert“ oder „gut“ und „böse“. Es gibt jedoch Personen, die bestimmte Erfahrungen wegen Herrschaftsmechanismen wie Rassismus, Sexismus o.a. machen und andere, denen diese Erfahrungen erspart bleiben. Diese verschiedenen Erfahrungen und Standpunkte zu berücksichtigen ist uns wichtig und Teil unserer Arbeit. Wenn z.B. der gesamte Kanon vieler Disziplinen fast ausschließlich aus weißen cisMännern* besteht, fragen wir uns, welche Erfahrungen dort vernachlässigt werden, welche relevanten Punkte nicht vertreten sind und was daraus für unser Verständnis dieser Disziplin oder von Wissenschaft allgemein folgt.
Das heißt auch, uns zu fragen, wie und warum bestimmte Kategorien auf diese oder jene Art und Weise verstanden werden, wo sie herkommen, wie sie begründet werden und ob das tatsächlich überzeugt, oder ob dadurch lediglich oder überwiegend das Machtinteresse bestimmter Gruppen ausgedrückt wird.
Daraus folgt für uns außerdem, dass wir uns damit auseinandersetzen, welche Privilegien wir in dieser Gesellschaft haben, die wir womöglich für selbstverständlich halten, und warum andere Personen nicht die gleichen Möglichkeiten haben. Wir versuchen mit diesem Wissen, weitere Diskriminierung zu vermeiden und bestehende zu beenden.
Zu diesem Zweck sind die Gender Studies transdisziplinär angelegt, das heißt, dass wir verschiedene Zugänge und Methoden u.a. aus juristischen, medien-, kultur-, bildungs-, sozial- und naturwissenschaftlichen Disziplinen verwenden, analysieren und weiterentwickeln.
„Dieser erste Grundsatz stellt die Grundlage von feministischem Aktivismus und Wissen dar: die Erkenntnis darüber, inwiefern Institutionen als Glücksversprechen aufgebaut sind; Versprechen, die häufig die Gewalt dieser Institutionen verschleiern. Wir sind gewillt, diese Gewalt offenzulegen: die Gewalt der Erhöhung der Familie, der Paarbeziehung, der Fortpflanzung als der Grundlage eines guten Lebens; die Gewalt, die durch Institutionen reproduziert wird, die es als unloyal darstellen, über Gewalt zu sprechen. Wir werden die Glücksmythen des Neoliberalismus und des globalen Kapitalismus aufdecken: die Einbildung, dass das System, welches für nur wenige privilegierte Menschen geschaffen wurde, das Glück/lichsein von vielen oder einer Mehrheit zum Ziel hätte.
Glücksmythen zu entlarven, bedeutet auch, gewillt zu sein, eine Spaßverderber*innen-Zuschreibung zu erhalten.“ (Sara Ahmed – Feministisch Leben! Manifest für Spaßverderberinnen – 2017)
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